Cd-Besprechung von "celtic rock music" www.celtic-rock.de

Irish Coffee ~ Malinbeg (2011)

von

 
Malinbeg
Malinbeg

Beinahe beängstigend klingt der namensgebende Opener der CD “Malinbeg (Silver Strand)” nach dem Corrs-Original. Und das im gänzlich positiven Sinne – denn selbst die Geigenintonation erinnert an die Urheber. Erstaunlich insbesondere hinsichtlich der kurzen Studio-Verweildauer. “You Jacobites by Name” entführt dann in die Gefilde der eigenen Interpretationen. Der in hiesigen Folkkreisen zumeist als bedrohliche Ballade vorgetragene Titel wird angenehm tangoesk interpretiert und erfährt damit einen inhaltlichen Neuanstrich par excellence. Mit Flöten, Gitarre, Violine, Akkordeon, Bass, Schlagzeug und Percussion sind die (bisweilen) siebenköpfigen Kaffeetrinker angenehm unverzerrt instrumentiert. Dafür glänzen Irish Coffee mit technisch versiertem Folk, der dieses Prädikat beinahe ad absurdum führt. Die Geige umspielt Gesangspausen variationsreich und dennoch unaufdringlich. Gleiches gilt für das Gitarrensolo, das sich nach virtuosem Zwischenspiel beinahe nebenbei in einen Largo-Teil ergibt. Ein musisches, Schweizer Uhrwerk, das fernab exzessiver Exaltiertheit dem gemeinsamen Musizieren frönt und eine instrumentale Gleichberechtigung an den Tag bzw. an das Ohr legt, die in Folkkreisen mitnichten häufig zu finden ist.  

“Dirty Davey” wird den Erwartungen einer Folkfiddle gerecht, was sowohl hinsichtlich des rauen Tons als auch temporeicher Verspieltheit zutrifft. Der Leadgesang der Frontdame ist angenehm eingängig, charakteristisch, dabei aber niemals aufdringlich. Ebenso angenehm sind die sparsam eingesetzten zweiten Stimmen, derer man viel mehr zu hören wünscht. Zwischen traditionellen Fiddling und ruhigen Zwischenteilen verliert sich die Musik nie in Langeweile und strebt, unabhängig vom Tempo, beständig nach vorn.

Bei “Eleanor Plunkett” trifft sich, wie schon beim Eingangstitel, das sehnsüchtelnde Akkordeon zu einem illustren Stelldichein mit der Geige. Unisono-Passagen des Flöten-Geigen-Duos sind wohlintoniert, dem traditionellen Gesamtduktus äußerst zuträglich und dennoch markant. Im vierten Titel weiß die Fiddle zu überzeugen, wechselt vom Dipping-Bow in einen Doppelseiten-Zwischenteil und verliert sich in einem rasanten Largo-Pizzicato-Intermezzo. Optisch muss das wohl eine Augenweide sein, wird das Pizzicato doch nicht – wie gewöhnlich – mit der Bogen- sondern mit der Greifhand gespielt. An dieser Stelle sei das feine Mixing gelobt: Zwischen elektronischen und akustischen Sound hat der Klangmeister eine ansehnliche Violinen- und Gesamtmixtur kredenzt.

Irish Coffee
Irish Coffee

Vor lauter Geigenmanie sei aber den weiteren MusikerInnen jedoch kein Unrecht getan. Der harmonische Vielklang erschließt sich vielmehr aus dem Miteinander des Double-Bass, der immer wieder überraschenden Rhythmik und den bspw. bei “The Devil” um akustische Unterstützung angereicherte Gitarre. Das Akkordeon weilt indes überwiegend in hintergründiger Harmonik. Immer wieder überzeugt der Gesang, sei es beim dreckigen Lachen bei “The Devil” oder bei rezitativen Einlagen.

Insgesamt also eine Scheibe, die Freunde von ausgefeilten Zuhörfolk glücklich machen wird. Wer indes auf repetierende Einfachheit baut, sollte vielleicht lieber die Finger von Malinbeg lassen. Die MusikerInnen zelebrieren Folk vom Feinsten, springen durch unterschiedliche Stile, verlieren jedoch nie den musischen, roten Faden, brillieren durch astreine Sanges- und Instrumentenkunst, bieten jedoch keinen klassisch-ersten Silberling, sondern eine Wechselbad folkloristischer Gefühle. Man darf also hoffen, dass bis zur nächsten CD nicht so viel Zeit ins Land geht, wie bei dieser. Im Frühjahr 2009 und Sommer 2010 wurde die CD aufgenommen, um sie viel zu spät unter das folkfreudige Publikum zu bringen. Also bitte bald mehr davon!